ALTEH2A und SoutH2 Corridor treiben die Vision von Wasserstoffimporten aus Algerien voran

Gesch. Lesedauer: 3 Minuten
Erneuerbarer H2, International, Politik, Unternehmen
Hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Politik bei der Veranstaltung „Success Factors for Hydrogen Pipeline Import from Algeria” in Berlin.
Foto: Anika Dollmeyer

Vergangene Woche stellten die Partnerunternehmen der internationalen Projekte ALTEH2A und SoutH2 Corridor – darunter das Leipziger Energieunternehmen VNG AG sowie der bayerische Fernleitungsnetzbetreiber bayernets GmbH, München, – bei einer Veranstaltung in Berlin den aktuellen Stand ihrer Projekte vor. Beide Vorhaben verfolgen das Ziel, künftig „grünen“ Wasserstoff aus Algerien nach Europa zu importieren. Die Veranstaltung unter dem Titel “Success Factors for Hydrogen Pipeline Import from Algeria” war der Startschuss für die vorläufige Machbarkeitsstudie im Projekt ALTEH2A. In der Studie werden Produktionsstandorte in Algerien für „grünen“ Wasserstoff, mögliche Trassen sowie Marktpotenziale in Europa analysiert. Erste strategische Erkenntnisse für den Aufbau einer künftigen Wasserstoffinfrastruktur zwischen Algerien und Europa sollen im zweiten Halbjahr 2026 vorliegen.

Bereits im Oktober 2024 unterzeichnete die VNG gemeinsam mit den algerischen Energieunternehmen SONATRACH S.P.A., Hydra, und Sonelgaz S.A., Algier, dem italienischen Fernleitungsnetzbetreiber Snam S.p.A., dem Infrastrukturunternehmen SeaCorridor S.r.l., beide San Donato Milanese, sowie dem österreichischen Energiekonzern VERBUND AG, Wien, eine Absichtserklärung zur Gründung des Projekts ALTEH2A (Algeria to Europe Hydrogen Alliance). Ziel der Partnerschaft ist es, die technische und wirtschaftliche Machbarkeit einer großskaligen Produktion von „grünem“ Wasserstoff in Algerien zu prüfen und zu bewerten, ob dessen Transport nach Europa über den geplanten SoutH2 Corridor realistisch umgesetzt werden kann.

Ulf Heitmüller, Chief Executive Officer der VNG, betont die Bedeutung des Projekts: „Wir freuen uns, gemeinsam mit unseren geschätzten internationalen Projektpartnern ein Vorhaben für den Wasserstoffhochlauf in Europa voranzubringen. Die Partnerschaft mit Algerien und die Entwicklung einer grenzüberschreitenden Infrastruktur über den SoutH2 Corridor sollen die Möglichkeit schaffen, grünen Wasserstoff in großem Maßstab und zu wettbewerbsfähigen Preisen nach Europa zu bringen. Damit leisten wir einen entscheidenden Beitrag zur zukünftigen Versorgungssicherheit und zur Dekarbonisierung der deutschen Industrie. Algerien verfügt absehbar über großes Potenzial für die Produktion grünen Wasserstoffs. Dieses Potenzial wollen wir gemeinsam erschließen und unsere vertrauensvolle Energiepartnerschaft in die Zukunft führen.“

Auf der Infrastrukturseite entwickelt die bayernets gemeinsam mit den österreichischen und italienischen Partnern GCA Gas Connect Austria GmbH, TAG GmbH, Wien, und Snam den 3.300 km langen SoutH2 Corridor, der Deutschland mit Nordafrika, Italien und Österreich verbindet. Die Einzelprojekte des Importkorridors wurden von der Europäischen Kommission als „Project of Common Interest“ (PCI) eingestuft und unterstreichen damit ihre strategische Bedeutung für die grenzüberschreitende Energieinfrastruktur. Im Januar dieses Jahres unterzeichneten Algerien, Tunesien, Italien, Österreich und Deutschland eine gemeinsame politische Erklärung zur Unterstützung des Southern Hydrogen Corridor. Das PCI-Projekt „HyPipe Bavaria – The Hydrogen Hub“, entwickelt von der bayernets, stellt den Transport von Wasserstoff vom österreichischen Importpunkt zu industriellen Clustern in Bayern sowie in den Norden und Südwesten Deutschlands sicher.

Nour Eddine Daoudi, CEO der SONATRACH, unterstrich, dass Algerien dank seiner reichen natürlichen Ressourcen, seiner bestehenden Energieinfrastruktur und seiner strategisch günstigen Lage darauf abzielt, sich zu einem führenden Zentrum für die Produktion und den Export erneuerbarer Energien – insbesondere von „grünem“ Wasserstoff – zu entwickeln. Das ALTEH2A-Projekt prüft die Möglichkeit, unter Nutzung des in Algerien vorhandenen großen Potenzials im Bereich erneuerbarer Energien, „grünen“ Wasserstoff in Algerien zu produzieren, um den europäischen Markt über den südlichen Korridor zu beliefern. Damit eröffnen sich neue Chancen für nachhaltiges Wachstum und internationale Zusammenarbeit. Außerdem hob er hervor, dass das Projekt ALTEH2A ein konkretes Modell für eine Energiepartnerschaft zwischen Algerien und den Ländern der Europäischen Union darstellt, die auf gemeinsamen Interessen basiert.

Dr. Matthias Jenn, CEO der bayernets GmbH, erklärt: „Die Produktion von Wasserstoff und die entsprechende Transportinfrastruktur müssen parallel entwickelt werden. Unsere gemeinsame Veranstaltung hat diese Prämisse für einen erfolgreichen Wasserstoffhochlauf für Europa erneut unterstrichen. Die Partner des SoutH2 Corridor schaffen die infrastrukturellen Voraussetzungen für den Zugang zu grünen Wasserstoffquellen in Nordafrika. Jetzt ist es entscheidend, dass Konzepte zur Risikominderung für die Importkorridore entwickelt werden, damit Investitionsentscheidungen zügig getroffen werden können. Langfristig wird dies die Industrie in allen beteiligten Ländern stärken.“

Im Rahmen der Veranstaltung informierten die beteiligten Unternehmen zentrale Stakeholder aus Deutschland, Algerien, Italien und Österreich über die Fortschritte der beiden Initiativen und diskutierten gemeinsam die Voraussetzungen für deren weitere erfolgreiche Entwicklung und Umsetzung.

Im Fokus standen die wirtschaftlichen Chancen einer stärkeren Energiekooperation zwischen Europa und Nordafrika, die globale Bedeutung des internationalen Wasserstoffhochlaufs sowie die Voraussetzungen für den Aufbau von Importkorridoren und verbindlichen Abnahmeverträgen im Mittelpunkt. Im Fazit verdeutlichten die Diskussionen zu diesen Themen die strategische Rolle von Wasserstoff: Er ermöglicht die Dekarbonisierung schwer elektrifizierbarer Sektoren wie Industrie und Schwerlastverkehr. Der Aufbau einer internationalen Wasserstoffinfrastruktur mit grenzüberschreitenden Pipelines gilt als entscheidender Hebel, um die Energiesouveränität der EU zu stärken und ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt zu sichern.

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