Laut Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V., Berlin, werden 57 % der Endenergie, die in Deutschland verbraucht werden, als Wärme genutzt. Der Anteil erneuerbarer Energien am Wärmeverbrauch liegt bislang aber nur bei rund 20 %. Insbesondere im Gebäudesektor muss die Wärmewende ihrer Meinung nach jetzt konsequent vorangetrieben werden: Um die Klimaziele zu erreichen, müssen die CO2-Emissionen des Gebäudesektors in den acht Jahren bis 2030 um 60 % reduziert werden.
Diese Zahlen aus dem aktualisierten „BDEW-Statusreport Wärme“ belegen nach Mitteilung des Verbandes den Handlungsdruck und die Herausforderungen für die Umsetzung der Wärmewende. Mit der kommunalen Wärmeplanung können jetzt die richtigen Weichen für eine erfolgreiche Wärmewende gestellt werden. Dazu gehören eine engere Zusammenarbeit, sehr viel gemeinsamer politischer Wille auf allen Ebenen und eine hohe Akzeptanz bei den Bürgern.
Die Wärmewende ist laut BDEW eine Mammutaufgabe: Wie der Statusreport aufzeigt, ist jede zweite Wohnung in Deutschland älter als 50 Jahre, drei von vier Wohnungen werden mit Erdgas oder Öl beheizt. Diese 19,2 Mio. Öl- und Gasheizungen müssen in den nächsten 20 Jahren ausgetauscht beziehungsweise auf klimaneutrale Energieträger umgerüstet werden.
Es ist für den BDEW richtig, dass die Bundesregierung entschieden hat, die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung mittelbar über die Länder den Kommunen zu übertragen. Denn diese Aufgabe kann nur individuell vor Ort und nah an den Bürgern gelöst werden. Für die rund 10.800 Gemeinden in Deutschland ist dies allerdings eine große Verantwortung, mit der sie nicht alleine gelassen werden sollten. Insbesondere die Bundesländer sind hier am Zug. Sie müssen koordinierend wirken, den Gemeinden finanziell und administrativ zur Seite stehen und bei der Datenerfassung und Datenverarbeitung Hilfestellung geben.
Außerdem braucht es für den Verband einen Schulterschluss zwischen allen Beteiligten: Zwischen den Kommunen und der Energiewirtschaft, aber auch zwischen benachbarten Kommunen, um Konflikte bei den Planungen zu verhindern. Aus energiewirtschaftlicher Sicht ist es außerdem erforderlich, im Rahmen der Wärmeplanung alle relevanten Infrastrukturen und Energieträger einzubeziehen.
Die Wärmeplanung darf laut BDEW nicht am Geld oder der personellen und technischen Ausstattung der Behörden scheitern. Sie muss vielmehr einen langfristigen Plan aufzeigen, wie vor Ort die Wärmeversorgung zunehmend klimaneutral, kosteneffizient und im Sinne der Bürger gestaltet werden kann. Der Bund fördert die Erstellung der Wärmepläne bis 2028 zunächst mit insgesamt 500 Mio. Euro. An dieser Finanzierungszusage muss er unbedingt festhalten, auch nach der nächsten Bundestagswahl.
Bei der Debatte um das Gebäudeenergiegesetz im vergangenen Jahr wurde nach Meinung des BDEW viel Vertrauen zerstört, Verunsicherung und Ablehnung machten sich breit. Das darf sich bei der Wärmeplanung nicht wiederholen. Entscheidend wird sein, die Hauseigentümer von der Notwendigkeit und Chancen der Wärmewende zu überzeugen. Es gilt, ihnen für ihre Modernisierungsentscheidungen mit einer verlässlichen Wärmeplanung sowohl finanzielle als auch Planungssicherheit zu vermitteln. Denn nur, wenn die Hauseigentümer mitziehen, kann die Wärmewende zum Erfolg werden. In diesem Zusammenhang muss es auch Planungssicherheit für die privaten und kommunalen Energieversorgungsunternehmen geben, insbesondere mit Blick auf den künftigen Einsatz von KWK zur Wärmeversorgung und zur Besicherung der Wärme.