„Grüne“ Jobs gewinnen weltweit schnell an Bedeutung – doch bei der Umsetzung fehlen vielerorts die passenden Fachkräfte. Laut dem aktuellen Green Jobs Report 2025 der ManpowerGroup berichten 91 % der Unternehmen weltweit, dass sie nicht genügend qualifiziertes Personal finden, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Besonders alarmierend: Die Nachfrage nach „grünen“ Kompetenzen wächst derzeit doppelt so schnell wie das Angebot – eine Entwicklung, die sich laut Prognosen bis 2030 weiter verschärfen wird.
63 % der Arbeitgeber bezeichnen Skill-Gaps als größte Hürde für die Transformation ihrer Geschäftsmodelle. Gleichzeitig benötigen laut Prognosen 59 % der Beschäftigten weltweit bis 2030 zusätzliche Schulungen, um ihre derzeitigen Aufgaben erfüllen zu können. Die „grüne“ Transformation droht damit nicht an fehlendem Willen zu scheitern, sondern an fehlendem Know-how.
„Nachhaltigkeit ist längst keine rein technische Herausforderung mehr – sie ist ein wirtschaftlicher Wettbewerbsfaktor, der sämtliche Bereiche des Unternehmens betrifft“, kommentiert Kathrin Hess, Director Green Transformation bei der Manpower-Group Deutschland. „Wer langfristig erfolgreich sein will, muss Nachhaltigkeit strategisch verankern – technologisch, regulatorisch und im Kampf um die besten Talente. Die Herausforderung für Unternehmen liegt deshalb nicht nur im strategischen Wandel, sondern auch in einer aktiven und vorausschauenden Personal- und Qualifizierungsplanung. Eine Planung, die sich nicht von kurzfristigen politischen und wirtschaftlichen Strömungen beeinflussen lässt.“
Drei Farben, ein Ziel: Nachhaltigkeit ganzheitlich denken
Die ManpowerGroup unterscheidet in ihrem aktuellen Report erstmals drei Jobkategorien, die alle zur Umsetzung nachhaltiger Geschäftsmodelle beitragen. Gefragt sind demnach nicht nur klassische Umweltberufe, sondern zunehmend auch Green+ und sogenannte „türkise“ Jobs – neue Rollen, die technologische, betriebswirtschaftliche und strategische Kompetenzen mit einem nachhaltigen Denken verbinden. Diese neue Systematik hilft Unternehmen, ihre Personalplanung zielgerichteter auf die „grünen“ Anforderungen der Zukunft auszurichten. Die drei Gruppen werden wie folgt unterschieden:
- Green Jobs – die klassischen Umweltberufe
Die sogenannten Green Jobs umfassen Tätigkeiten, die direkt mit Umwelt- und Ressourcenschutz zu tun haben – beispielsweise in der Solartechnik, im Bereich Windkraft oder in der Forstwirtschaft. Typisch sind handwerklich-technische oder naturwissenschaftliche Tätigkeiten: Solartechniker, Umweltberater oder Spezialisten für Wasserqualität und Abfallmanagement stehen dabei exemplarisch für Berufe, die unmittelbar an der Umsetzung der Energiewende beteiligt sind. - Green+ Jobs – interdisziplinäre Gestalter der Nachhaltigkeit
Darüber hinaus beschreibt der Report die wachsende Bedeutung von Green+ Jobs. Diese Rollen erweitern das klassische Umweltverständnis um digitale, analytische und prozessbezogene Kompetenzen. Gefragt sind Prozessverständnis, Innovationskraft und Umsetzungsstärke. Typische Beispiele sind: Entwickler von kreislauffähigen Verpackungslösungen, Data Scientists für Emissionsanalysen, Nachhaltigkeitsingenieure in der Produktion oder Spezialisten für umweltgerechte Lieferketten.
Green+ Fachkräfte agieren oft im Hintergrund, dafür aber umso wirkungsvoller: Sie arbeiten an den Schnittstellen von Technologie, Produktion und Umweltstrategie und helfen Unternehmen, ihre Produkte, Prozesse und Wertschöpfungsketten nachhaltig zu transformieren. - Türkise Jobs – Nachhaltigkeit in Strategie, Kultur und Management
Den größten strategischen Hebel für Unternehmen bieten laut ManpowerGroup jedoch die „türkisen“ Jobs. Sie stehen für neue Rollen in Führung, IT, HR oder Recht, die Nachhaltigkeit als Querschnittsthema im Unternehmen verankern. Chief Sustainability Officers (CSOs), ESG-Manager, Spezialisten für nachhaltige Personalentwicklung oder Compliance-Experten für Umwelt- und Lieferkettenregeln sind Beispiele für diese Funktionsgruppe.
Sie sorgen dafür, dass Nachhaltigkeit strategisch geplant, rechtlich abgesichert und kulturell getragen wird. Schon heute machen türkise Jobs laut Report rund 59 % aller nachhaltigkeitsrelevanten Stellen aus.
Der Report zeigt laut K. Hess, dass Unternehmen bei der Rekrutierung zunehmend auf interdisziplinäres Denken und neue Skills angewiesen sind – besonders in den strategisch wichtigen „Türkis“-Rollen. Wer diesen Wandel aktiv gestalten will, muss die richtigen Rollen besetzen und bestehende Mitarbeitende gezielt auf neue Anforderungen vorbereiten. Andernfalls, so mahnt K. Hess, riskieren Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu verfehlen und an Attraktivität für Kunden und Talente einzubüßen.
Neue Fähigkeiten für eine neue Arbeitswelt
Die neue Kategorisierung – Green, Green+ und „Türkis“ – macht deutlich: Nachhaltigkeit endet nicht beim Bau eines Windrads oder der Installation einer Solaranlage. Sie zieht sich über die gesamte Wertschöpfungskette bis in das Reporting, die Unternehmensführung und die Unternehmenskultur hinein. Entscheidend sind unternehmerisches Denken, ein tiefes Verständnis für Nachhaltigkeit sowie die Fähigkeit, komplexe Systeme ganzheitlich zu steuern.
Ein Beispiel für diese Entwicklung ist die neue Rolle eines „Circular Lifecycle Accountant“: Diese Funktion erweitert klassische Buchhaltungsaufgaben um ökologische Bewertungen – beispielsweise zur Umweltwirkung, zu Klimarisiken oder zu ESG-Kennzahlen. Ebenso gefragt sind fundierte Kenntnisse in ESG-Standards und -Reportings, um Greenwashing zu vermeiden und regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Ergänzt wird dieses Kompetenzprofil durch Systemdenken und Steuerung sowie die Einbindung nachhaltiger Ziele in interne Strukturen.
Strategien gegen den Green-Skills-Gap
Der Mangel an qualifizierten Fachkräften im Nachhaltigkeitsbereich ist in vielen technischen Bereichen längst Realität. Unternehmen sind daher gut beraten, schnell zu handeln, ihre Strategie breit aufzustellen und nicht ausschließlich klassische „grüne“ Jobs, sondern auch „türkise“ Rollen aktiv zu entwickeln. Dabei kommt es nicht nur auf Fachwissen an: Kommunikationsfähigkeit, Anpassungsvermögen und Soft Skills gewinnen durch den technologischen Wandel zusätzlich an Bedeutung. Ein weiteres Handlungsfeld ist die Weiterbildung: Statt extern nach Fachkräften zu suchen, sollten Unternehmen verstärkt in die Entwicklung der bestehenden Mitarbeitenden investieren.
Regulatorische Unsicherheiten überwinden
Auch wenn viele Unternehmen ambitionierte Klimaziele verfolgen – politische Unklarheiten und fehlende Planungssicherheit bremsen die Nachhaltigkeitsinitiativen mitunter aus. Ohne klaren Handlungsrahmen geraten immer wieder Projekte ins Stocken oder bleiben ganz auf der Strecke.
Deshalb gilt nach Ansicht von K. Hess umso mehr: „Wer heute klug in Talente investiert, sichert sich morgen Wettbewerbsvorteile – unabhängig von politischer oder wirtschaftlicher Unsicherheit.“ „Als Manpower-Group unterstützen wir Unternehmen mit datenbasierten Workforce-Strategien, passgenauen Qualifizierungsprogrammen und fundierter Beratung entlang der gesamten HR-Wertschöpfungskette.“