China macht es vor, jetzt muss Europa dringend nachziehen, betont Thorsten Rixmann, Chief Marketing Officer der deutsch-österreichischen Industriegruppe Obrist Group, Lustenau. Der Hintergrund: Die chinesische Geely Holding hat im Staatsfernsehen CCTV eine neue Autogeneration vorgestellt, die mit Methanol statt Benzin fährt. Gleichzeitig wurde ein landesweites Förderprogramm für die Errichtung von Methanol-Tankstellen angekündigt. Die Argumentation: Methanol ist „sauber“, farb- und geruchlos und emittiert beim Verbrennen überwiegend Wasserdampf und nur geringe Mengen an CO2.
Laut T. Rixmann gehen die USA mit mehr Verbrennern alter Bauart zurück in die Vergangenheit, China marschiert mit Methanol-Mobilität in die Zukunft. Europa darf aus seiner Sicht nicht einfach stehenbleiben und sich überlegen, ob es nach vorne oder zurückgehen will. Als Schritt in die richtige Richtung empfiehlt er das sogenannte Hyperhybrid-Konzept der Obrist Group. Ein Hyperhybrid-Fahrzeug wird zwar von einem Elektromotor angetrieben, aber im Unterschied zu herkömmlichen E-Autos kommt der Strom dafür nicht aus großen und schweren Batterieblöcken, sondern wird von einem kleinen Verbrennungsmotor im Wagen selbst erzeugt. Der Clou: Der Miniverbrenner läuft nicht nur mit Benzin, sondern auch mit Methanol.
Stärkung für die europäische Autoindustrie
Der Marketingfachmann betont, dass ein Elektro-Auto, das sich an jeder Tankstelle betanken lässt, das Profil der europäischen Automobilindustrie deutlich stärken und eine hohe Nachfrage erfahren würde. Er benennt die Kaufgründe für den Hyperhybrid aus Verbrauchersicht: sanftes Fahren und starke Beschleunigung dank Elektromotor, keine Reichweitenangst, gewohntes Tanken wie bisher, sehr geringer Verbrauch und dadurch kostengünstig im Unterhalt. Eine kleine Pufferbatterie sorgt dafür, dass der Wagen sogar rein elektrisch mehr als 80 km zurücklegen kann, was für 90 % aller Fahrten ausreichend ist.
T. Rixmann zieht den internationalen Vergleich: Während über Verbrennern in der EU das Damoklesschwert des Generalverbots schwebt, wird in China die Umwelt- und Klimafreundlichkeit der Methanol-Mobilität hervorgehoben. Mit Methanol-Kraftstoff werden Partikelemissionen um über 90 %, Stickoxide um 80 % und Kohlenwasserstoff auf nahezu Null reduziert. Kombiniert mit dem geringen Spritverbrauch von nur 3,3 Litern Methanol pro 100 km fährt der Hyperhybrid sehr umweltschonend, erklärt der Obrist-Manager. Er fügt hinzu, dass selbst wenn diese neue Wagenklasse zunächst ausschließlich mit Benzin fahren müsste, weil Methanol-Tankstellen vorläufig nicht verfügbar sind, der Hyperhybrid mit 1,5 Litern Benzinverbrauch auf 100 km ein „Klimaschützer“ ist.
Vorteile für Verbraucher und Hersteller
Angenehmer Nebeneffekt: Während batterie-elektrische Autos im Winter oft mehr als die Hälfte ihrer Reichweite einbüßen, funktionieren Methanol-Fahrzeuge selbst bei Extremtemperaturen von minus 40 °C oder noch kälter unverändert.
Wichtig für die Industrie: Die bisherigen Investitionen der Autohersteller in ihre E-Mobilitätsplattformen bleiben geschützt. Der Aufwand, die schweren Batterieblöcke durch einen Miniverbrenner mit Pufferbatterie zu ersetzen, ist überschaubar, hat die Obrist Group anhand mehrerer fertiggestellter Prototypen überprüft. Noch ein wichtiger Nebeneffekt: Da die teuren Batterieblöcke entfallen, können die Hyperhybrid-Fahrzeuge deutlich kostengünstiger produziert werden als reine E-Autos. Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hersteller, resümiert T. Rixmann.
Geely erklärt im chinesischen Staatsfernsehen, wie das Methanol für die neue Autogeneration aus Solar- und Windkraft gewonnen wird; „grünes“ Methanol ebnet den Weg zu nachhaltiger Mobilität. Die Obrist Group hat ein Konzept entwickelt, um Methanol im großen Stil mittels Solarenergie zu gewinnen, bei dem der Atmosphäre während der Produktion CO2 entzogen wird. Experten sprechen von „kohlendioxidnegativem“ bzw. „Klima-positivem“ Methanol. Die Kosten dafür werden auf unter 6 Cent/kWh beziffert. Damit ist „grünes“ Methanol nicht nur umweltfreundlich, sondern laut T. Rixmann auch weitaus preisgünstiger als jeder andere bekannte Energieträger.
Die Obrist Group hat eigenen Angaben zufolge alle notwendigen Technologien für eine globale Methanolwirtschaft von der wirtschaftlichen Produktion bis zur Nutzung nicht nur auf dem Automobilsektor entwickelt. Jetzt liegt es an der Politik und an der Industrie, zügig die Weichen zu stellen, um Europa nicht weiter hinter China und den USA zurückfallen zu lassen, so der CMO abschließend.





