Globaler Flächenanspruch durch Biokraftstoffe gering Rohstoffanbau für Biokraftstoffe puffert das Angebot für die Ernährungssicherung

Gesch. Lesedauer: 2 Minuten
Bio, Verbände
Foto: UFOP

2021 wurden weltweit auf rund 1,4 Mrd. ha Kulturpflanzen wie Getreide, Ölsaaten, Eiweiß-, Zucker- und Faserpflanzen, Obst, Gemüse, Nüsse u.a. angebaut. Davon wurde das meiste direkt oder indirekt über die Verfütterung an Nutztiere zur Ernährung eingesetzt. Nur rund 8 % der Anbaufläche dienten der Lieferung von Rohstoffen für die Biokraftstoffproduktion.

Die Rohstofferzeugung für die Verwendung in Biokraftstoffen konzentriert sich auf Regionen mit strukturellen Überschüssen. Dies ist ablesbar an den im Vergleich zur EU hohen Mandaten für die Beimischung, zum Beispiel in Indonesien (35 % Biodiesel) oder in den USA (15 % Bioethanol). Die Gründe liegen vorrangig in der Markt- und Preisstabilisierung der landwirtschaftlichen Erzeugerpreise sowie in der Lieferung eines Beitrages zur Energieversorgungssicherheit. Ohne Biokraftstoffe mit ihrer angebotspuffernden Wirkung würde sich der Druck auf die Rohstoffpreise erhöhen.

Die UFOP Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V., Berlin, betont, dass bei der Herstellung von Biokraftstoffen zugleich Protein in hoher Qualität anfällt, das zur Nutztierfütterung oder direkt für die Humanernährung eingesetzt wird. Der im Zusammenhang mit der Diskussion um weltweite Landnutzungsänderungen angeführte Flächenbedarf für die Biokraftstoffproduktion wird der Tatsache nicht gerecht, dass der Flächenanteil für die Proteinproduktion bei Raps heraus- bzw. angerechnet werden müsste, stellt die UFOP fest. Bei einem Anteil von 60 % Futterprotein beim Raps wäre somit nur 40 % der Anbaufläche für die Biokraftstoffproduktion anzurechnen. Dieser Ansatz ist aus Sicht der Förderunion sachgerecht, denn andernfalls müssten fehlenden Proteinmengen durch Importe von zusätzlichem Flächenbedarf gedeckt werden.

Dieser Kompensationseffekt wird bei allen sogenannten „iLUC-Studien“ und daraus abgeleiteten Diskussionen gewollt nicht berücksichtigt. Dies betont die UFOP mit allem Nachdruck vor dem Hintergrund der aktuell bekannt gewordenen Initiative von Bundesumweltministerin Steffi Lemke, die Biokraftstoffproduktion aus Anbaubiomasse ab 2030 auslaufen zu lassen. Aus Sicht der UFOP ist es unverständlich, dass Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir diese Initiative unterstützt und die hinlänglich bekannten Zusammenhänge ignoriert. Denn die deutsche bzw. europäische Rapsproduktion für die Kraftstoffherstellung sichert zugleich die Versorgung mit gentechnisch unverändertem Rapsprotein für die Milchproduktion. Praktisch jedes Milchprodukt mit dem Siegel „Ohne Gentechnik“ signalisiert, dass die Kühe am Anfang dieser Warenkette mit nachhaltig zertifiziertem Rapsschrot aus der Biodieselproduktion gefüttert wurden.

Mit ihrer Initiative schafft Bundesumweltministerin S. Lemke zugleich Fakten, die den Sinn und die Notwendigkeit in Frage stellen, mit der Landwirtschaft eine Nationale Biomassestrategie (NABIS) zu erarbeiten und zu diskutieren. Wo ist dann noch eine Gesprächsbasis, wenn der Rechtsrahmen wie bei Biokraftstoffen einseitig vorgegeben wird, hinterfragt die UFOP. Die Gesetzesinitiative nimmt das Ergebnis vorweg. Der in der Strategie formulierte Vorrang der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe läuft in Ermangelung von Konzepten für den Marktzugang für Produkte aus in Deutschland angebauten Rohstoffen ins Leere. Der Anbauumfang spielt praktisch keine Rolle – trotz 30 Jahren Produktförderung durch das Bundeslandwirtschaftsministerium. Denn der Großteil der Rohstoffe, wie zum Beispiel Palmöl, wird ohnehin importiert. Ironischerweise wird bei diesen Importen jetzt der Nachweis für den entwaldungsfreien Bezug gesetzlich vorgegeben mit Datum 2020. Für Biokraftstoffe gilt diese Anforderung seit 2009 mit dem Datum 2008, betont die UFOP mit dem Hinweis, dass der Verband immer wieder die Vorbildfunktion und Sanktionsmöglichkeiten der Nachhaltigkeitszertifizierung bei Biokraftstoffen aufgezeigt hat – auch in Drittstaaten. Außerdem ist der Nachweis der Treibhausgasminderung die Schwelle für den Marktzugang.

Beitrag teilen:

Neueste Artikel