14degrees GmbH zum THG-Quotenhandel: Wie die Auslastung von Ladesäulen deren Wirtschaftlichkeit steigern kann

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Mobilität & Kraftstoffe, Unternehmen
Szenarien für Jahresquotenerlöse einer öffentlichen Ladesäule (150 kW) mit unterschiedlichem Jahresabsatz und Durchschnittswerten der THG-Emissionen.
Foto: 14degrees

In der Serie von Expertenbeiträgen zum Thema THG-Quote und deren Hebelwirkung auf unterschiedliche Substitute fossiler Kraftstoffe, widmen sich Leonardo Ziegler, Geschäftsführer 14degrees GmbH, Osnabrück, und Rahel Fischer, Expertin der 14degrees, in diesem Artikel der Entwicklung des Ladestrom-Sektors. Die 14degrees etabliert sich als digitale B2B-Handelsplattform für THG-Quoten und stellt mit ihrem ad-hoc-Marktplatz die Infrastruktur zur Allokation und selbstständigen Abwicklung von Handelsgeschäften zwischen den Handelsparteien zur Verfügung. Um die Bedeutung der Treibhausgasminderungs-Quote (THG-Quote) für die Wirtschaftlichkeit des Betriebs einer Ladesäuleninfrastruktur zu verdeutlichen, zeigen die Experten die Hebelwirkung anhand von vier praxisnahen Rechenbeispielen.

Eine aktuelle Statistik des UBA Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau, offenbart in diesem Zusammenhang interessante Zahlen zu den zertifizierten Strommengen im vergangenen Jahr. Außerdem wächst die Elektro-Auto Branche in Deutschland. Laut KBA Kraftfahrt-Bundesamt, Flensburg, wurden im vergangenen Jahr 524.219 Elektroautos neu zugelassen, so viele wie in keinem Jahr zuvor. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der gesamten im Straßenverkehr genutzten Strommenge wider.

Das Grundlagenwissen
Elektrischer Strom, der in Straßenfahrzeugen genutzt wurde, ist auf die THG-Quote anrechenbar. Dabei unterscheidet der Gesetzgeber zwischen öffentlich zugänglichen Ladepunkten (§ 6 38. BImSchV) und nicht-öffentlich zugänglichen Ladepunkten (§ 7 38. BImSchV). Kürzlich veröffentlichte das UBA die statistische Auswertung des Vollzugs der 38. BImSchV für das Verpflichtungsjahr 2023. Mit rund 3.606 GWh
(+ 44 % gegenüber 2022) ist ein starker Zuwachs der insgesamt bescheinigten Strommengen verzeichnet. Diese Zahl unterstreicht den starken Ausbau von Ladeinfrastruktur und die Zunahme von elektrischen Fahrzeugen im Verkehr deutlich.

Interessanterweise wurden trotz der gesteigerten Strommengen nur rund 850 Anträge auf die THG-Quote für Ladesäulen und batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge gestellt (rund – 50 % gegenüber 2022). Dieser Rückgang ist insbesondere auf die verstärkte Bündelung der Anträge durch Poolingdienstleister, Konsolidierungen im Poolingmarkt und den starken Rückgang von Mitteilungen durch Privatpersonen und Ladepunktbetreibern zurückzuführen.

Auf Basis der abgesetzten Strommengen lässt sich berechnen, wie hoch die Reduktion des CO2-Ausstoßes durch die Nutzung von Strom verglichen mit fossilen Kraftstoffen war. Bezugsbasis für die Reduktion ist der fossile Referenzwert von 94,1 kg CO2eq/GJ. Im Jahr 2023 lag die Reduktion bei 1.268.510 t CO2eq.

Die Praxis
Die Höhe der Reduktion hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie im nachfolgenden Rechenbeispiel verdeutlicht wird. Unter anderem von dem Wert der durchschnittlichen Treibhausgasemissionen und der Höhe der THG-Quote. Beides sind variable Werte, die jährlich angepasst werden. Der Wert der durchschnittlichen THG-Emissionen wird vom UBA angepasst und im Bundesanzeiger veröffentlicht. Je nachdem, ob die Erzeugung von Strom in Deutschland „dreckiger“ oder „sauberer“ wurde, erhöht oder verringert sich der Wert.
Allgemein gilt, je größer die Emissionen des Strommixes, desto weniger THG-Quoten können generiert werden. Im Jahr 2024 liegt dieser Wert bei 138 kg CO2eq/GJ (2023: 135 kg CO2eq/GJ). Die Höhe der zu erfüllenden THG-Quote liegt im Jahr 2024 bei 9,35 % (2023: 8 %).

Wird für 2024 die gleiche im Straßenverkehr genutzte Strommenge von 3.606 GWh
angenommen, läge die erzielte Reduktion bei 1.172.302,74 t CO2eq. In der Realität kann davon ausgegangen werden, dass die Strommengen im Vergleich zum vergangenen Jahr weniger stark steigen, da aufgrund des Wegfalls des Umweltbonus weniger Elektroautos zugelassen werden.

Das Kraftfahrt-Bundesamt verkündete bereits, dass im ersten Quartal dieses Jahres 14 % weniger Pkw mit reinem Batterieantrieb neuzugelassen worden sind.

Der Businesscase
Ladesäulen Betreiber und Halter von quotenberechtigten Elektrofahrzeugen können die erzielten THG-Quoten an quotenverpflichtete Abnehmer (Mineralölunternehmen) verkaufen und zusätzliche Erlöse erzielen. Dadurch wird der Kauf eines Elektro-Pkw und der Aufbau und Betrieb einer öffentlichen Ladeinfrastruktur wirtschaftlich attraktiv.

Die Szenarien
Im Folgenden werden anhand von Szenarien die Erlöse aufgezeigt, die aus der Anrechnung von Ladestrom auf die THG-Quote erzielt werden können. Die Höhe der Erlöse hängt von der entnommenen Strommenge je Ladesäule, dem Wert der durchschnittlichen Treibhausgasemission pro Energieeinheit des Stroms, dem aktuellen Quotenpreis, der THG-Quote, dem Faktor für die Antriebseffizienz und dem Mehrfachanrechnungsfaktor ab.

Für die Berechnung der Erlöse von öffentlichen Ladesäulen werden die folgenden Daten zu Grunde gelegt:

  • Entnommene Jahresstrommenge je Ladesäule (150 kW): siehe Tabelle
  • Wert der durchschnittlichen Treibhausgasemissionen 2024: siehe Tabelle
  • Quotenpreis: der aktuelle Quotenpreis der Kategorie No Cap liegt bei
    130 Euro/t
  • Faktor für die Antriebseffizienz: 0,4
  • Mehrfachanrechnungsfaktor: 3

Im Folgenden werden vier verschiedene Szenarien abgebildet, um die unterschiedlichen Auslastungen der Ladesäulen zu berücksichtigen, denn diese hängt von diversen Faktoren wie Standort oder Ladegeschwindigkeit ab. Ladestationen an stark frequentierten Orten wie Einkaufszentren mit niedrigen Ladeleistungen haben tendenziell eine höhere Auslastung als solche an weniger frequentierten Orten.

Laut einer Auswertung des BDEW Bundeverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V., Berlin, lag die Belegung der Ladepunkte im ersten Halbjahr 2023 zwischen 3 % und maximal 25 % pro Tag (über 24 Stunden). Im Durchschnitt waren die öffentlichen Ladepunkte zu 11,6 % der Zeit belegt.

Die Wirtschaftlichkeit einer Ladeinfrastruktur ist neben dem Stromabsatz und dem Wert der durchschnittlichen THG-Emissionen stark vom Quotenpreis abhängig. Zur Veranschaulichung: Vor dem Preisverfall Anfang 2023 lag der Quotenpreis der Kategorie No Cap bei rund 340,00 Euro. Auf Grundlage dieses Preises hätten für die verschiedenen Szenarien folgende Jahresquotenerlöse erzielt werden können:

  • Szenario 1 – 3.315,00 Euro
  • Szenario 2 – 4.124,20 Euro
  • Szenario 3 – 12.158,40 Euro
  • Szenario 4 – 15.123,20 Euro

Die Zahlen setzen einen deutlichen Indikator dafür, dass mit steigender Auslastung und höheren Quotenpreisen die Jahresquotenerlöse erheblich steigen. Der Handel mit THG-Quoten trägt somit maßgeblich zur Wirtschaftlichkeit einer Ladesäule bei.

Über 14degrees
Die 14degrees stellt nach eigenen Angaben die erste digitale ad-hoc-Plattform zur Verfügung, die den selbstständigen Handel von THG-Quoten ermöglicht. Die cloudbasierte Plattform agiert als multilateraler B2B-Handelsmarktplatz bei maximaler Transparenz. Durch standardisierte Abwicklungsprozesse, automatisierte Vertragserstellung und Unterstützung in nachgelagerten administrativen Prozessen senkt die 14degrees die Markteintrittshürden für Akteure im THG-Quotenhandel.

Über die Plattform sind die Entwicklungen im THG-Markt leicht zu monitoren. Die Marktpreisentwicklung der THG-Quoten sind über einen Preisgraphen übersichtlich dargestellt. Auf diese Weise können die Nutzer den optimalen Zeitpunkt für die Vermarktung und den Kauf ihrer THG-Quoten bestimmen und verpassen keine Gewinne aus unterjährigen Preisschwankungen. Stichwort: Spotmarkthandel.

Die 14degrees ist auf der UNITI expo in Stuttgart vom 14. bis 16. Mai 2024 am Stand der Q1 Energie AG (1 / 1H40) vertreten. Für eine persönliche Fachberatung zum Thema THG-Quote können Sie bereits jetzt einen Termin mit Leonardo Ziegler
(l.ziegler@14degrees.de) vereinbaren.

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